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Wenn das Satteln zum Zwang wird - Sattelzwang mindern

Bedingt durch meine Arbeit treffe ich immer wieder auf Pferde die an Sattelzwang leiden. Hierbei  unterscheidet man zwischen einem leichten bzw. mittlerem Sattelzwang, der sich durch zur Seite gehen, Kopfschlagen oder Rücken wegdrücken äußert und einem schweren Sattelzwang, bei dem das Pferd bockt, steigt oder wirft sich auf den Boden wirft, sobald gegurtet wird. Bei der ersten Form akzeptieren die Pferde den Sattel nach einer gewissen Zeit, bei der zweiten Variante ist an Reiten nicht zu denken.

Oftmals begünstigten Gebäudemängel einen Sattelzwang - überbaute, kurze Pferde und auch oft hoch im Blut stehende Pferde (Vollblüter, veredelte Warmblüter) sind davon betroffen.

Als Ursachen für das Auftreten eines solchen Verhaltens stehen an erster Stelle Angst bzw. Schmerz. Es liegt nahe, dass zu allererst die Passform des Sattels für einen solchen Zwang verantwortlich gemacht werden. Und ja - die Kontrolle über die optimale Passform ist unabdingbar. Jedoch sind im Allgemeinen noch andere Faktoren wie negative Erfahrungen während des Sattelns und/oder Reitens die Hauptauslöser für ein solches Verhalten: Zu schnell eingerittene Pferde, eine erzwungene dressurmäßige Haltung/Aufrichtung durch mechanische Hilfsmittel wie Ausbinder, ein grobes Reiten und auch eine Überanstrengung können solche Traumen hervorrufen.

Das Pferd entwickelt dadurch eine Angstphobie vor dem Reiten und verbindet Satteln stets mit negativen Erfahrungen aus der Vergangenheit und damit kommt die schlechte Nachricht, denn ein unerwünschtes Verhalten (oftmals auch durch Ohren anlegen und Schnappen) tritt auf und kann zur Gewohnheit werden, sobald der Reiter mit einem Sattel um die Ecke kommt.

 Die gute Nachricht: Sattelzwang ist therapierbar!

 

Doch wie soll das gehen?

Durch positive Verstärker und eine sogenannte Gegenkonditionierung in Form von Desensibilisierung.

Pferde mit Sattelzwang zu strafen ist definitv der falsche Weg und führt niemals zu einem entspannten, wohlgesonnenen Pferd. Zu Beginn ist, wie oben schon erwähnt, das komplette Equipment auf die richtige Passform zu überprüfen und gegebenenfalls auszutauschen, um besseren Komfort zu gewährleisten und Rückenschmerzen vorzubeugen. 

Zu Beginn der Desensibilisierung wird das Pferd an Berührungen des Rückens und des Bauches gewöhnt - hier eignen sich am besten Massagen durch bestimmte  Bürsten und Striegel.

Akzeptiert das Pferd diese Berührungen kann damit begonnen werden eine Decke auf den Rücken zu legen, diese wird mit am besten locker (!!!) mit einem Longiergurt befestigt. Mit diesem werden dann in den folgenden Tagen alltägliche Routinen erledigt, zB entspanntes Spazierengehen, Longieren, Bodenarbeit.

Klappt dies nach einiger Zeit ohne die Anzeichen eines Sattelzwangs, kann das Training mit dem Sattel beginnen. Auch hier wird zu Beginn nicht geritten. Nach einer gewissen Zeit darf hier dann behutsam fester gegurtet werden, aber immer stufenweise. Wichtig ist hier auch mit Sattel eine gewisse Routine zu haben, welche in vollkommen entspannter Atmosphäre stattfindet. Bodenarbeitsübungen mit Sattel sollten zu Beginn nicht länger als 15-20 Minuten insgesamt dauern und dann sollte mit Hilfe einer zweiten Person behutsam und mit viel positiver Verstärkung (Lob/Belohnung) wieder abgesattelt werden. Das Pferd soll jede Trainingseinheit mit einem guten Gefühl verlassen. 

Wichtig ist auch hier immer Geduld (beim Ausbilder/Reiter) und dass das Training in kleine Einheiten unterteilt wird, sowie dass jeder noch so kleine Erfolg belohnt wird. Stress sollte das gesattelte Pferd hier nicht erleben, um ein Vertrauensverhältnis zu schaffen. Sattelzwang ist von Beginn an vermeidbar, wenn der Sattel eine gute Passform hat, die Gewöhnung behutsam stattfindet und der Reiter weich sitzen kann und somit kein weiterer "Störfaktor" für das Pferd ist.

 

Kurz gesagt: eine medizinische Behandlung, passendes Equipment, Desensibilisierung, vertrauensbildendes Training (Bodenarbeit) und eine gute Reitweise führen zum Erfolg.

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Kommentare: 1
  • #1

    Alina (Samstag, 21 Oktober 2023 16:08)

    danke für den informativen Artikel