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Vertrauen und Respekt - Die Basis jeder Beziehung

Eine gute und verlässliche Beziehung baut auf Vertrauen auf, egal ob das zwischenmenschlich ist oder zwischen Pferd und Mensch. Durch die natürliche soziale Verhaltensweise und das Leben in Gruppen sind Pferde durch ihre Rangordnung abhängig von der Herde in der sie leben. Ein Leithengst oder eine Leitstute ist das Tier, welches in der Gruppe erhöhtes Ansehen und bestimmte Vorteile beispielsweise bei der Wahl des Futterplatzes hat. Im Gegenzug dafür geben sie den rangniederen Tieren Schutz und Sicherheit durch ihr Auftreten. Das wiederum sorgt für Wohlbefinden in der Herde. Da aber unsere Pferde nicht in freier Wildbahn leben, sondern von uns als Haustiere gehalten werden, müssen wir uns bewusst werden, dass wir als Menschen in gewissem Maße als Sozialpartner mit ihm in Verbindung treten. Zwar leben wir nicht 24 Stunden am Tag mit ihnen in der Herde und verweilen mit ihnen im Gruppenverband, dennoch scheinen Pferde genau zu unterscheiden können, wer zu "ihrer Gruppe" gehört und wer nicht, das bedeutet aber auch, dass Pferde ihre Interaktionspartner in ihr Sozialverhalten miteinbeziehen und diese auch rangmäßig einstufen. Auch hier spielt also die Frage der Rangordnung eine Rolle, der Mensch kann

- ranghöher

- ranggleich

- rangniedriger

sein. Ist der Mensch ranggleich oder sogar rangniedrig kann dies zu ständigen Machtkämpfen führen, das beginnt beim Einfangen auf der Koppel bis hin zu Schlagen und Beißen im Stall. Dieses Problemverhalten ist keineswegs auf die Bösartigkeit des Pferdes zurückzuführen. Sondern ist meist der Ausdruck davon, dass das Pferd nicht weiß, wer von ihnen der Ranghöhere ist.

Wie erhalte ich meinem Pferd gegenüber eine ranghöhere Position?

Keinesfalls durch Gewalt, denn diese führt weder zu Vertrauen noch zu Leistungsbereitschaft bei einem Pferd. Angst und Schmerz  führen über kurz oder lang zu Resignation oder Aggressivität gegenüber dem Menschen. Leistungsbereite und willige Mitarbeit im Training kann keinesfalls erzwungen werden. Noch dazu ist das Pferd dem Menschen körperlich überlegen. Es ist aber auch nicht sinnvoll das Pferd antiautoritär zu erziehen, da dies ebenso zu Verwirrung und unerwünschten Verhaltensweisen beim Pferd führen kann.

Um ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen sich und dem Tier aufzubauen ist es absolut notwendig sich selbst einmal zu reflektieren. Da wie eben erwähnt unsere körperlichen Merkmale dem Pferd gegenüber vergleichsweise unbedeutend sind, muss vermehrt auf die Psyche des Pferdes Einfluss genommen werden. Das eigene Auftreten spielt hier eine große Rolle. Respekt beim Pferd erlange ich über meine Ausstrahlung und meine Selbstsicherheit im täglichen Umgang. Immer wieder sollte man sich deshalb bewusst machen, dass das Pferd bereits bei unserem Betreten des Stalls erkennt, wie wir uns fühlen. Nach einem langen Arbeitstag im Büro oder Stress zu Hause, gehen wir unterbewusst mit hängenden Schultern und weniger Elan zum Pferd. Und das wird das Pferd nutzen, um die Rangordnung in Frage zu stellen. Fühle ich mich schlecht und bin nicht ganz bei der Sache, kann ich auch keine volle Aufmerksamkeit meines Pferdes erwarten. Jede Übung beginnend beim Putzen im Stall oder auch im Bodenarbeitstraining muss deshalb fair und mit einem positiven Abschluss vollzogen werden. Bevor ich also mit dem Pferd eine Trainingseinheit beginne, muss ich mir über ein positives Ende mit viel Lob im Klaren sein. Als Mensch kann ich logisch denken und muss mir gegebenenfalls auch über Alternativen im Training bewusst sein, auch sollten die eigenen Ansprüche zurückgeschraubt werden und im Notfall auch ein bis zwei Trainingsschritte zurückgegangen werden. Deshalb ist es wichtig im Umgang mit dem Pferd immer konsequent und bestimmt zu handeln. Pferde sind Individuen und keinesfalls dazu geschaffen sich nach standardisierten Trainingsprogrammen zu entwickeln, das sollte dem Mensch stets bewusst sein. Genauso wie wir haben sie auch mal einen nicht so guten Tag und können launisch sein, persönlich nehmen sollte das jedoch niemand und trotzdem sollte versucht werden ein positiver Abschluss des Trainings gefunden und gelobt zu werden. Dieses Lob schafft Vertrauen und die Basis für den weiteren Ausbildungsweg des Pferdes. Konsequenz bedeutet beispielsweise erst dann zu loben, wenn wenigstens ein Ansatz zum gewünschten Verhalten gezeigt und unerwünschtes Verhalten ignoriert wird. Den Respekt des Pferdes und die damit verbundene Ranghoheit erhalte ich folglich keineswegs durch Strafe mit Gewalt, ein sicheres Auftreten und das konsequente, aber auch faire Training führen zu diesem. Dieses Zusammenspiel zwischen Lob und Ranghoheit gibt dem Pferd Sicherheit und es wird sich in unserer Anwesenheit wohlfühlen. Hat das Pferd einen Ansatz des gewünschten Verhaltens gezeigt, muss der Mensch damit zufrieden sein und dem Pferd eine Pause gönnen. Denn auch Pausen sind für Pferde Lob - somit wird das Pferd motiviert sein, die angestrebte Aufgabe erfolgreich zu meistern, um wieder eine Pause zu erhalten. Dieses Prinzip des Lernens durch positive Verstärkung wird von dem meisten Pferden sehr gut angenommen und macht aus ihnen leistungswillige Partner.

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