Immer wieder höre ich von Pferdebesitzern den Satz: „Mein Pferd steht ja im Offenstall, da muss ich nicht so oft reiten.“ Und bin jedes Mal aufs Neue überrascht, dass Menschen denken ihre Pferde würden auch ohne sie an ihrer Fitness feilen. Klar muss man kein Pferd jeden Tag reiten, aber Bewegung kann auch auf andere Weise betrieben werden. Longieren, Bodenarbeit, Führmaschine, spazieren gehen usw. sind alles Formen mit denen man das Pferd körperlich und auch geistig fördern kann.
Pferde sind zwar Lauftiere und bewegen sich in der freien Natur viele Kilometer voran, doch tun sie dies meist in einer kargen Steppe, um Futter aufnehmen zu können. Ein Pferd im Offenstall – man bemerke nicht ein LAG-Stall! – hat meist eine Futterraufe mit reichlich Raufutter zur Verfügung und muss nicht weit laufen um diese zu erreichen. Meine Pferde beispielsweise (vor allem meine Stuten) stehen dann gerne stundenlang am Heu und mampfen zufrieden vor sich hin. Heu ad libitum ist ein MUSS, das bleibt unangefochten, jedoch ist es für mich als Mensch nicht nur Pflicht EINE der vielen Grundbedürfnisse meines Pferdes nachzukommen. So muss ich neben dem Bedürfnis nach ständiger Futteraufnahme auch das Lauf- und Bewegungsbedürfnis meines Pferdes stillen. Das heißt regelmäßige Bewegung ist für meine Pferde ein absolutes MUSS, um lange Freude an meinen Vierbeinern zu haben. Wenn Pferde sich nicht unbedingt bewegen müssen, dann tun sie das auch nicht. Und deshalb muss der Mensch dafür Sorge tragen, denn mangelnde Bewegung kann zu folgenden Problemen führen:
- Herz-/Kreislauferkrankungen
- Ein Mangel an roten Blutkörperchen
- Atemwegserkrankungen
- Beeinträchtigung des Hufmechanismus
- Sehnenschäden und Gelenkserkrankungen
- Verspannungen
- Stoffwechselstörungen
- Wassereinlagerungen
- Muskelschwund
- Störungen des Verdauungstraktes
- Psychisch / neurotische Defekte
- Temperamentsprobleme
- Festlegen und andere Verletzungen.
Somit kann mangelnde Bewegung nicht nur das physische Befinden eines Pferdes stark beeinträchtigen, sondern auch die Psyche. Eine Vielzahl an Verhaltensstörungen hat ihren Auslöser in einem unbefriedigten Bewegungsbedürfnis des Pferdes. Weben, Boxenlaufen, Scharren und Schlagen an die Boxenwände sind oft gezeigte Symptome, welche durch Bewegungsmangel ausgelöst werden.
Auch Pferde die in einer Paddock-Box oder im Offenstall leben, brauchen deshalb regelmäßig Bewegung, damit ihr Kreislauf in Schwung kommt, die Lunge arbeiten muss und dass die oben genannten Probleme vermieden werden. Das Pferd als Dauerfresser braucht neben ausreichend Heu auch eine artgerechte Befriedigung des Licht-, Luft- und Laufbedürfnisses. Hält man sich diesen Grundsatz immer wieder vor Augen und tut was dafür, hat man lange Freude an und mit seinem Pferd.
Kommentar schreiben