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Komfortverhalten - solitäre und soziale Hautpflege bei Pferden

Immer wieder höre ich "Nicht-Pferdemenschen" sagen, dass Pferde stinken und dreckige Tiere wären. Doch diese Aussage kann ich so nicht stehen lassen. Denn Pferde sind durchaus reinliche Tiere, was schön zu beobachten ist am sogenannten Komfortverhalten. Diese Verhaltensweise ist natürlicher Art und steht im Dienste der Körperpflege. Jene trägt einen entscheidenden Teil zum Wohlbefinden unserer Vierbeiner dar. Man unterscheidet zwischen solitärer und sozialer Hautpflege. Zu Ersterer gehört das Wälzen, Schütteln, Scheuern an Gegenständen, das Kratzen mit den Hinterhufen, Selbstbeknabbern mit den Zähnen und Belecken des Körpers. Vor allem das Wälzen ist ein elementares Bedürfnis - was uns Pferdebesitzern nicht immer Freude bereitet ;-) denn auch ein blitzeblank geputztes Pferd, hat denselben Drang sich täglich zu wälzen wie freilebende Einhufer. Interessant ist auch die Tatsache, dass das Wälzen mit Überschlag erlernt werden muss, im Gegensatz zum einseitig ablaufenden Wälzen, das angeboren ist. Manchen Pferden fällt es schwer sich über den Rücken zu drehen und somit machen sie jede Seite extra. In der freien Wildbahn haben Pferde bestimmte Wälzplätze, meist trocken, sandig und frei von Kot. Im Sommer hingegen werden auch gerne Wasserstellen genutzt, um gegen lästige Insekten einen Schutz zu finden oder im Fellwechsel das überschüssige Fell loszuwerden. Es kann in der Regel als Indikator für das Wohlbefinden des Tieres gesehen werden und zeigt an das es dem Pferd gut geht.

Es kann jedoch auch auf Schmerzen im Bauchbereich beispielsweise bei einer Kolik oder vor einer Geburt, sein. Meist deutet jedoch auch ein allgemein verändertes Gesamtverhalten auf eine Erkrankung hin. Hinweis auf diese wäre, wenn das Pferd sich nach dem Wälzen nicht schüttelt, denn bei Schmerz wird dies oftmals weggelassen.

Neben der Pflege hat Wälzen vermutlich auch eine kommunikative Funktion (obwohl es zum solitären Komfortverhalten zählt). Wie man oft beobachten kann hat es eine ansteckende Wirkung auf die anderen Herdenmitglieder und in freier Wildbahn ist der Leithengst hierbei oft als letzter an der Reihe, was zur Demonstration der Dominanz dienen könnte.

Was sicher zur Kommunikation der Pferde zählt, ist das soziale Komfortverhalten. Diese Verhaltensweise wird mit bevorzugten Partnern ausgeführt, stärkt Bindungen innerhalb der Gruppe, wirkt beruhigend und führt zusätzlich zum Absenken der Herzfrequenz. Beliebte Stellen sind hierbei: Mähnenkamm, Widerrist, Rücken und Kruppe. Auch rangniedere Pferde ergreifen hierbei die Initiative. Durch ihr "Putzgesicht" symbolisieren sie dem auserwählten Partner ihr Vorhaben. Dabei spitzen sie freundlich ihre Ohren und strecken ihre Oberlippe nach vorne. Geht der Putzpartner darauf ein, beginnen sie beide mit verkehrtparalleler Haltung sich gegenseitig mit den Schneidezähnen zu "bearbeiten". Das Ganze kann von wenigen Sekunden bis mehrere Minuten andauern, wobei dieses Verhalten öfters bei Stuten mit Fohlen zu beobachten ist, als bei Hengsten in der Natur. Auch spielt die Jahres- und Tageszeit und der damit verbundene Fellwechsel eine Rolle.

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Wichtig ist noch zu wissen, dass das Komfortverhalten einen festen Bestandteil im Tagesablauf freilebender Pferde einnimmt und auch in Offen- oder Laufstallgemeinschaften kann dies beobachtet werden. Eine artgerechte Haltungsform ermöglicht dies somit und trägt zum Wohlbefinden bei. Auch sollten Pferdebesitzer sich im Klaren darüber sein, dass das Wälzen zu den elementaren Bedürfnissen unserer Einhufer gehört, vollkommen unabhängig vom Pflegezustand und diese uns somit nicht "ärgern" wollen, wenn sie mal wieder frisch paniert vor uns stehen :-)

Vermehrte solitäre Fellpflege wie Scheuern ist im Fellwechsel auch nicht bedenklich und absolut normal. Geht diese jedoch über das Normalmaß hinaus und wird exzessiv ausgeführt, kann dies ein Zeichen für starken Juckreiz und eine Hautkrankheit sein, was in diesem Fall überprüft werden sollte.

In der Regel trennen Pferde zwischen Futter-, Wälz- und Kotplatz. Sie "putzen" sich täglich gegenseitig und selbst und bevorzugen luftige Plätze ohne Gestank. Die These, dass Pferde nicht reinlich sind, muss ich somit wiederlegen. Das einzige was stinkt ist der Pferdemist, den die Menschen regelmäßig entsorgen sollten und das Halbwissen, derer die solche Aussagen tätigen ;-)

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