Pferde haben trotz der über Jahrtausend langen Beziehung zum Menschen ihre Instinkte beibehalten und immer weiter ausgeprägt.
Drei ganz besondere Eigenschaften zeichnen das Lebewesen aus und sind arttypisch:
Ihr Fluchtinstinkt: Bei Gefahr reagieren Pferde mit Flucht. Ständig sind sie auf der Hut und haben ihre Umgebung im Blick. Sie bewerten diese stets und nehmen kleinste Veränderungen in ihrer Umgebung wahr. Bei der Flucht, welche genetisch verankert ist, nimmt das Pferd nichts mehr wahr! Ist das Pferd erst einmal in Panik, sollte abgewartet werden bis es sich wieder etwas entspannt und ihm dann erneut Hilfestellung geben.
Ihr Herdentrieb: Pferde brauchen ihre Herde, um sich sicher fühlen zu können. Sie sind abhängig von einer gut funktionierenden Rangordnung innerhalb dieser und nehmen innerhalb dieser Lebensgemeinschaft eine Rolle ein.
Ihr Leben im Hier und Jetzt: Pferde leben im Augenblick, sie vermögen nicht in die Zukunft zu blicken und Pläne zu schmieden und auch machen sie sich keine Gedanken über ihre Vergangenheit. Jedoch vergessen sie auch nichts, weder positives noch negatives. Kommt es zu einer Situation, welche das Tier beispielsweise mit Schmerz verbindet, wird es versuchen dieser durch Flucht auszuweichen. Das Pferd lernt nur über GEWOHNHEIT!
In unserer "modernen" Pferdewelt ist der Mensch zwar ein potentielles Raubtier geblieben, gibt dem Pferd jedoch auch Sicherheit durch das Bereitstellen von Futter und Stallungen - grob ausgedrückt. Auch durch den konsequenten aber fairen Umgang mit dem Tier kann sich der Mensch durchaus als Führungskraft behaupten, wie bereits in einem vorherigen Blog-Eintrag angesprochen.
Es gibt zudem 8 Funktionskreise der Pferde:
- Sozialverhalten - Leben im Herdenverband mit Rangordnung (inklusive dem Mensch)
- Fressverhalten - Pferde nehmen am Tag über einen Zeitraum von 12-15 Stunden Futter auf, währendessen bewegen sie sich stets im ruhigen Schritt vorwärts
- Lokomotionsverhalten oder auch Fortbewegungsverhalten - durch das Fressverhalten wird das Bewegungsverhältnis in freier Natur gedeckt. Bis zu 16 Stunden ist ein Pferd meist in einer langsamen, kontinuierlichen Gangart unterwegs, weniger kommen schnelle Gangarten vor.
- Ruheverhalten - Dösen (Schildern), Bauchlage (Non REM-Schlaf), Seitenlage (REM-Schlaf). "REM" bedeutet "rapid eye movement" (dt.: schnelles Augenrollen), in dieser Schlafphase kann sich die Muskulatur weitestgehend entspannen, das Gehirn jedoch scheint hier sehr aktiv zu sein. Diese Schlafphase macht ungefähr 2-4% der gesamten Ruhezeit aus. Die Herde gibt hierbei Sicherheit, da mindestens ein Pferd wacht und die Umgebung im Blick hat.
- Fortpflanzungsverhalten - Hengste erkennen die rossigen Stuten am Geruch und verteidigen diese gegenüber Konkurrenten, um das Fortbestehen der eigenen Gene zu sichern.
- Komfortverhalten - Damit Pferde dieses Verhalten zeigen können, müssen sie sich wohlfühlen. Ebenso zeigt dieses an, ob das Haltungssystem artgerecht ist. Pferde betreiben dann intensive Fellpflege, welche sich zudem positiv auf ihr Sozialleben im Herdenverband auswirkt.
- Ausscheidungsverhalten - Pferde markieren in der Regel keine Territorien, lediglich Hengste führen untereinander Kotduelle. Weiter zeigen Hengste und Stuten geschlechterspezifische Positionen beim Koten und Urinieren.
- Feindvermeidungsverhalten - wie bereits angesprochen reagieren Pferde bei Gefahr mit Flucht. Sie wollen Gefahrenquellen aus dem Weg gehen und meiden die Auseinandersetzung mit einem potentiellen Feind.
Wir sollten uns stets im Klaren darüber sein, dass auch unsere bei uns lebenden Hauspferde all diese natürlichen Bedürfnisse haben. Diese sollten bei der Haltungsform und beim täglichen Umgang so gut wie möglich berücksichtigt werden.
Kommentar schreiben